- Chirac
- Chirac[ʃi'rak], Jacques, französischer Politiker, * Paris 29. 11. 1932; Ausbildung u. a. am Institut für politische Studien und an der École Nationale d'administration in Paris; seit 1959 im politischen Apparat tätig, wurde 1962 Leiter des Privatbüros von G. Pompidou. Als Kandidat der gaullistischen »Union Démocratique pour la République« (UDR) 1967 in die Nationalversammlung gewählt, im gleichen Jahr Staatssekretär (bis 1971), 1972-74 Landwirtschafts- und 1974 Innenminister 1974 ernannte ihn Präsident V. Giscard d'Estaing zum Premierminister. Nach Differenzen mit dem Präsidenten, v. a. über innen- und wirtschaftspolitischen Fragen, trat Chirac 1976 von diesem Amt zurück.Seit 1974 spielte Chirac auch eine führende Rolle in der UDR. Als Generalsekretär (1974-75) hatte er ihre Organisationsstruktur umgebaut und damit dem Gaullismus eine neue Stoßkraft gegeben. Im November 1976 wurde er erneut zum Abgeordneten der Nationalversammlung gewählt, im Dezember zum Vorsitzenden der (neo)gaullistischen Partei, die sich auf diesem Parteitag in »Rassemblement pour la République« (RPR) umbenannte. 1981 bewarb er sich vergeblich um das Amt des Staatspräsidenten. Als die Gaullisten bei den Parlamentswahlen 1986 stärkste Partei wurden, berief ihn Staatspräsident F. Mitterrand zum Premierminister. Bei den Präsidentschaftswahlen 1988 unterlag er erneut dem Amtsinhaber und trat als Premierminister zurück. In den folgenden Jahren widmete er sich seinem Parteiamt (bis 1994 RPR-Präsident) und dem des Bürgermeisters von Paris, das er 1977-95 innehatte. Am 7. 5. 1995 wurde er im 2. Wahlgang (gegen den Sozialisten L. Jospin) mit 52,6 % der Stimmen zum französischen Staatspräsidenten gewählt. Trotz internationaler Proteste ordnete Chirac unterirdische Atomwaffenversuche auf dem Mururoa-Atoll an (1995/96). In vorgezogenen Neuwahlen (1997) verlor er seine Mehrheit in der Nationalversammlung und regierte bis 2002 in Cohabitation mit Premierminister Jospin. Bei den Präsidentschaftswahlen von 2002 überraschend mit der Zweitplatzierung des Rechtsextremisten J.-M. Le Pen konfrontiert, wurde er in den Stichwahlen am 5. 5. 2002 mit rund 82 % der Stimmen als Staatspräsident wieder gewählt. Nach dem deutlichen Sieg der neu gegründeten »Union pour la majorité présidentielle« (Union für die Mehrheit des Präsidenten, Abkürzung UMP) bei den Parlamentswahlen am 9./16. 6. 2002 konnte sich Chirac politisch auf eine eigene absolute Mehrheit stützen. (Frankreich, Geschichte)
Universal-Lexikon. 2012.